Breithorn
Es könnte einem schon ein bißchen leid tun, dieses Breithorn. Ist der Berg doch ein respektabler Viertausender hoch über Zermatt. Seine weißen Flanken leuchten bis hinab nach Täsch, und doch steht er ewig im Schatten des benachbarten Matterhorns. Zudem spuckt eine Seilbahn am nahe gelegenen Kleinen Matterhorn jede Menge Leute aus, von denen viele die Tour auf den Breithorngipfel antreten. Dort herrscht dann gern ein entsprechendes Gedränge.
Auch wir tauschen unsere Fränklis gegen gut 2000 Seilbahn-Höhenmeter und stapfen dann zum Südausgang des Tunnels. Dort sehen wir erstmal - nichts. Die Bergwelt steckt in weißen Wolken. Also quetschen wir uns bei Kaffee und Cappuccino in das gut gefüllte Cafe. Skifahrer und Bergsteiger warten auf Wetterbesserung. Allzulange müssen wir nicht warten, dann schält sich das Breithorn aus seiner Wolkenhülle. Das ist das Zeichen zum Start. Gamaschen und Steigeisen, Pickel und Seil werden hervorgezaubert und los geht's. Der Breithornsattel liegt noch unter Wolken und bei arg eingeschränkter Sicht folgen wir der gut ausgelatschten Spur. Viel Phantasie braucht man allerdings nicht, um sich auszumalen, daß man sich hier bei einsetzendem Schneetreiben durchaus erfolgreich verlaufen kann. Heute ist es aber windstill, so daß auch die minus sieben Grad erträglich sind. Als das Gelände ansteigt, verlassen wir die Wolkenbank und finden uns in einer grandiosen Hochgebirgslandschaft wieder. Sofort schnellt der Spaßfaktor nach oben, auch wenn es nun steil durch die Südostflanke hoch geht. Wir überschreiten zwei mit festem Schnee überbrückte Spalten, weichen mehrmals absteigenden Seilschaften aus und erreichen nach knapp 90 Minuten den Gipfelgrat. Berg Heil!
Leider verdecken die Wolken schon wieder das komplette Gipfelpanorama. Und so ist es auch mit dem schönsten Teil des Tages, der Gipfelrast und ihren Genüssen, nicht weit her. Wir dehnen das Ganze also nicht unnötig aus und steigen rasch wieder hinab Richtung Kleines Matterhorn. Von dort schweben wir ganz entspannt zu Tal und trödeln so am frühen Nachmittag schon wieder durch Zermatt.
Juli 2010